Corona Alltagsphänomene
++ Psychologische Aspekte des Miteinanders ++
++ Thesen zu neuen Alltagsregeln ++
Corona Wechselwirkungen
++ Dynamik mit kulturellen und gesellschaftlichen Trends. ++
Corona Implikationen
++ Psychologie: Corona-Verarbeitung ++
++ Implikationen für Märkte und Strategien ++
Corona – Austragungsort für Abstandsstrategien
Abstandsregeln beschränken das Miteinander im öffentlichen Raum – physisch. Unterschwellig drehen sie auch weiter an der Praxis des sozialen Abstands.
Rückblick: Lockdown als “Ur”-Erfahrung
Im Lockdown war die Welt „vergittert“. Gespenstige Leere auf den Straßen, unheimliche Ruhe. Alles „außer Betrieb“, eingefroren, stillgelegt. Der „Umsatz“ und das gemeinschaftlich Verbindende, in dem Leben stattfindet: rausgehen, einkaufen, arbeiten, treffen, Schule – rundum alles, was miteinander verzahnt ist wurde brachgelegt.
Der Abstand zwischen den Menschen und den Dingen und den Geschäften war quasi unermesslich.
Dieser den meisten unbekannte radikalen Ausfall der „Normalität“, der Stopp des gewohnten Lebens ist verstörend in einer Kultur, die über ein Jahrzehnt „alles laufen“ nebeneinander ließ. Eine Ausnahmesituation die bislang nur in Märchen, Katastrophenfilmen und Kriegsgebieten stattfindet – und also nicht Gutes verheißt. Dass dies nicht „Zusammenbruch“ bedeutet, wurde durch das unmittelbare und allen kommunizierte Notfall-Maßnahme-Packet und die finanzielle Rettungsschirme und die Eindämmung von Gefahrenherde in Quarantäne oder Kliniken geleistet.
Social Distancing
Seither ist der Begriff Social Distancing als Zentrum einer verstörenden Erfahrung in den Medien und im Sprachgebrauch dem „Abstandsgebot“ gewichen und damit in gewisser Weise bereits „Geschichte“.
Trotz dieses retrospektiven Abstandsgewinnens zur Krise hat sich das öffentliche Miteinander strukturell verändert.
Auslöser dafür war zum einen dass der einzelne per Gesetz „distanziert“ auf sich, bzw. seine familiäre Kerngruppe „zuhause“ von den anderen getrennt und vereinzelt wurde. Es galten veränderte Regeln. Es wurde vorgegeben, was man zu tun oder lassen hat.
Social Distancing:
Miteinander als Positionierungsfrage
Zum anderen und latent anhaltend – und daher für eine Ausrichtung der Kommunikation relevant – durchzieht eine Art Misstrauensvotum die Begegnung mit den anderen, deren jeder ein potenzieller Corona-Infizierter sein könnte oder auch nicht. Man soll sich in achtnehmen und entsprechend verhalten.
Man bewertet die Regeln für sich: Macht man das jetzt auch so, Ist was man gerade tut richtig, leichtsinnig, gefährlich, übertrieben?
Genau dies wird zum Drehpunkt. Denn wie man sich verhält unterliegt ab dann bewussten oder nicht bewussten „Strategien“.
Fragt man nach, ist das jedem bewusst und es ist Gesprächsgegenstand: die vorher selbstverständliche Nähe des Miteinanders wird zu einer Frage der (räumlichen, sozialen und seelischen) Positionierung: wie verhält man sich zum Nächsten auf dem Bürgersteig, in Geschäften und Cafés?
Egal wie unbekümmert oder überspielt, das Verhalten „sagt“ explizit wie man es mit Corona und den Regeln hält und es „tut“ etwas, indem man nebeneinander ist, sich Vortritt lässt, ausweicht, usw. Jedes mal neu und situativ (ob alleine unterwegs oder zu zweit, in Familien, Grüppchen, usw.).
Miteinander als Austragungsort für Machtproben
Hält man sich jetzt an die Regeln, ist man „folgsam“ oder „bricht“ man sie willentlich? Es hat einen Touch von „Russisch Roulette“ im Pandemiemaßstab.
Die einfachsten Dinge lassen sich zu Provokationsmitteln für „Krawall“ und mediale Eklats verkehren. Keine Maske tragen, gemeinsam in Massen feiern oder für Bürgerrechte auf Normalitätsrückkehr demonstrieren.
Die Masse entdeckt ihre „Herden-Power“. Selten sind „Strafen“ zu befürchten – es walten Verständnis und Nachsicht. „Durchgegriffen“ wird nur punktuell – auch um sie aufgrund der auferlegten Einschränkungen nicht gegen sich aufzubringen.